WAIDHOFEN/YBBS | Der schnelle und gezielte Einsatz eines Defibrillators in Verbindung mit der Herzdruckmassage durch Ersthelfer erhöht die Chancen einen Herzstillstand zu überleben erheblich. Der 14. „Laiendefi“ im Waidhofner Stadtgebiet ist im Bereich des Parkplatzes des Waidhofner Henry Ladens (Am Graben 22) montiert und steht der Öffentlichkeit im Bereich des Schulzentrums und des Hohen Marktes rund um die Uhr zur Verfügung.
Schulgemeinschaft finanziert Defibrillator
Auf Initiative von Schulärztin Dr. Brigitte Huber wurde die Idee der Anschaffung eines Defibrillators vorangetrieben. „Wir sind hier in einem sehr belebten Gebiet. Neben den Schulen befinden sich auch Lebensmittelgeschäfte, das Kino oder die Post in unmittelbarer Nähe“, beschreibt Dr. Huber die Zentrale Lage der Bildungseinrichtungen. „Ursprünglich war geplant, das Gerät in einer der Schulen zu montieren. Das wäre jedoch an die Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtungen gebunden wäre was uns vor einige Herausforderungen gestellt hätte.“, so Huber weiter.
In Abstimmung mit Thomas Frühwirt, Fachbereichsleiter Rettungsdienst des das Rote Kreuzes Waidhofen/Ybbs entstand die Idee, das Gerät zentral und öffentlich zugänglich für alle zu montieren. Als Standort wurde der Bereich des Parkplatzes beim Waidhofner Henry Laden gewählt, da er sich in unmittelbarer Nähe der Bildungseinrichtungen befindet. „Der große Vorteil dadurch ist, dass das Gerät einerseits von den Schulen schnell erreichbar ist, andererseits der Öffentlichkeit für Notfälle zur Verfügung steht.“, erklärt Thomas Frühwirt.
Der Defibrillator, der in einer beheizten und klimatisierten Wandhalterung untergebracht ist, wurde zu gleichen Teilen von der Wirtschafts- und Musikmittelschule, der Handelsakademie sowie dem Bundesrealgymnasium Waidhofen/Ybbs finanziert – jeweils mit Unterstützung des Elternvereins.
Lebensretter
Wie schnell man im realen Lebe einen Defibrillator im realen Leben benötigt, kann Leonhard Fischhuber, Pädagoge und Leiter des Absolventenvereines am Bundesrealgymnasium Waidhofen/Ybbs, aus eigener Erfahrung berichten: „Vor gut zehn Jahren ist an meiner ehemaligen Schule in Salzburg ein Kollege zusammengebrochen und wurde durch Ersthelfer erfolgreich reanimiert. Im vergangenen Jahr, kurz vor Weihnachten, ist mein Vater am Eislaufplatz zusammengebrochen und wurde 20 Minuten reanimiert. Beide Male hatten wir einen Defibrillator in unmittelbarer Nähe und im Einsatz - und beide Male konnten die Personen zurück ins Leben geholt werden.“
Laien-Defibrillator „Nummer 14“ für Waidhofen/Ybbs
Der neue „Laiendefibrillator“ wird auch in das „Definetzwerk“ eingepflegt. Das Definetzwerk, das österreichweite Verzeichnis aller öffentlich zugänglichen Defibrillatoren, steht jeder Notrufleitstelle in Österreich zur Verfügung. Diese kann den Ersthelfern dann im Einsatzfall den genauen Standort des Gerätes erklären. Damit kann der „Defi“ noch rascher zum Patienten gebracht werden. "Nicht nur die Zurverfügungstellung des Geräts, sondern auch das Bekanntgeben des Standorts in diesem Verzeichnis ist relevant. Damit kann am Notruf gleich der oft lebensrettende Hinweis gegeben werden.", erklärt Thomas Frühwirt, Fachbereichsleiter Rettungsdienst vom Roten Kreuz Waidhofen/Ybbs. Das „Definetzwerk“ (www.definetzwerk.at) wurde gemeinsam von PULS - der Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes und 144 Notruf Niederösterreich ins Leben gerufen und in Niederösterreich mit dem Roten Kreuz als lokalen Partner umgesetzt. Mittlerweile spannt sich das Netzwerk über ganz Österreich, mehrere Tausend Geräte sind Bundesweit hier bereits verzeichnet.
Was ist ein Defibrillator?
Ein Atem-Kreislauf-Stillstand kann jeden treffen. Bereits nach drei Minuten entwickeln sich bei PatientInnen mit Atem-Kreislauf-Stillstand Hirnschäden. Um die Überlebenschancen der Betroffenen zu erhöhen, ist es wichtig, dass Angehörige, Arbeitskollegen oder auch Passanten Sofortmaßnahmen einleiten. Die wichtigsten Maßnahmen sind hierbei das rasche Absetzen des Notrufes sowie eine unterbrechungsfreie Herzdruckmassage. Um die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, durch die der Atem-Kreislauf-Stillstandes entsteht, zu unterbrechen, ist der frühe Einsatz eines Defibrillators geboten. Bei der Defibrillation wird mittels Elektroden ein kurzer Stromstoß mit hoher Energie abgegeben. Durch diesen Stromstoß soll das unkoordinierte Zucken des Herzens durchbrochen, das Herz quasi neu gestartet werden. Der Defibrillator ersetzt nicht die Herzdruckmassage und die Beatmung. Mit jeder Minute die ohne Defibrillation vergeht, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 %. Das Gerät muss lediglich eingeschaltet werden, und den (Sprach-)Anweisungen des Geräts ist zu folgen.
Lernen fürs Leben
Das Rote Kreuz Niederösterreich bietet eine umfangreiches Erste-Hilfe-Kursangebot in ganz Niederösterreich, das durchaus regelmäßig besucht werden sollte. „Die meisten Menschen machen im Rahmen der Führerscheinausbildung ihren Erste-Hilfe-Kurs und das wars dann – nach ein paar Jahren verliert man aber die Sicherheit, was genau zu tun ist. Das kann man durch regelmäßige Schulungen vermeiden – und kann dann schnell und gezielt helfen“, sagt Geschäftsführer vom Roten Kreuz Waidhofen/Ybbs, Christian Hackl. „Denn es sind meist nicht die großen, dramatischen Unfälle, zu denen man zufällig dazukommt, sondern eben die Vorfälle im privaten Bereich, wo richtiges Verhalten lebensrettend sein kann.“
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Sebastian Bohlheim
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